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Es ist nie zu spät ...

Saskia Epler • Feb. 28, 2021

 ... etwas zu verändern!

Hm, etwas fühlt sich nicht gut an.

Irgendwo in mir piekst und grummelt es.

Manchmal kommen mir Gedanken - dann frage ich mich, ob ich etwas vermisse.

Oder ob ich keine Fragen an das Leben mehr zu stellen habe.

Bin ich hier gemütlich eingerichtet in diesem Leben und macht es mich dabei wirklich glücklich?

Manchmal kommen dann Antworten aus mir selbst, die klingen so:

"Na, wer ist schon glücklich? Verlangst du da nicht zu viel? Zufriedenheit reicht doch."

oder

"Mach einfach weiter, dir geht es doch eigentlich nicht schlecht."

Manchmal werden die inneren Antwortgeber in mir gemein:

"Stell dich nicht so an! Du hast doch alles, was du brauchst!"


Kennen Sie das auch?

Man stellt sich leise eine kritische Frage und erhält eine fiese Antwort im Kopf. So geht es vielen Menschen!

Da ist irgendwo jemand in uns - so scheint es - der uns genau dort behalten will, wo wir sind. Vielleicht will er uns vor Enttäuschungen schützen oder aber uns in die Komfortzone ketten. Jedenfalls nimmt er (oder sie) kein Blatt vor den Mund.

Gerade bei Fragen, die das ganze Leben, die gesamte Lebensführung berühren - da werden diese inneren Antwortgeber richtig unangenehm. Manchmal kommen sie aber auch in einem ganz anderen Tonfall daher - wie in diesem Beispiel:

Frage: "Bin ich in dieser Beziehung noch glücklich?"

Antwort: "Ach, es ist okay so. Es ist doch ganz nett. Und andere Männer / Frauen kennenzulernen und sich auf etwas Neues einzustellen - das ist so anstrengend. Und es kann auch immer schief laufen. Behalte doch lieber, was du hast."

Das klingt netter, richtig? Ist es hilfreich? Hm, nicht zwangsläufig.


Was sind das für Typen, diese Antwortgeber?

Wie bereits angedeutet, verfolgen sie immer ein Ziel. Sie wollen beschützen, bewahren und unsere innere Balance erhalten. Sie sollen unser Selbstbild erhalten. Hinter all diesem Antreiben, Anhalten, Blockieren, Abwehren und Kleinreden stecken Ängste.

Noch ein Beispiel gefällig?

Ein Mann, 40 Jahre alt, wollte schon immer ein Buch schreiben. Aber leider schiebt er das immer auf. Er hat schon einmal begonnen, dann aber abgebrochen. Obwohl ihm das Schreiben viel Freude bereitet hat. Er hört seine inneren Stimmen. Sie sagen:

"Ach, was sollst du jetzt noch ein Buch schreiben? Was soll das bringen? Hast du denn genug Talent? Und überhaupt: Du hast doch eh keine Zeit dafür ..."

Er hört auf diese inneren Stimmen. Und er verschiebt das Schreiben. Leider hat er wirklich niemals Zeit, um anzufangen. Niemals eine Viertelstunde - nicht in Monaten.

Der arme Kerl!

Wovor könnten die Stimmen ihn wohl bewahren?

Vielleicht vor einem möglichen Misserfolg. Was, wenn kein Verlag sein Buch übernehmen möchte? Was, wenn es unangenehme Kritiken zu seinem Werk geben wird?

Die Antwortgeber wohnen in uns, sind ein Teil von uns. Oftmals nutzen sie. Oftmals blockieren sie aber auch.


Wenn unser Beispiel-Mann auf die Stimmen hört, verpasst er vielleicht die Gelegenheit, ein Buch herauszubringen - einen großen Traum. Oder aber er verpasst die Chance, eine Krise zu bewältigen, weil es zunächst mit dem Buch nicht klappt. Vielleicht hat er wirklich nicht viel Talent und aus dem Buch wird nichts. Dann aber könnte er diesen unterdrückten Wunsch aufgeben und sich etwas anderem zuwenden. Womöglich hat er Lust, Tanzstunden für Kinder zu geben oder mit dem Tennisspielen anzufangen.

Er wird es niemals herausfinden. Weil er leider, ganz zufällig, keine Zeit hat.


Und nun? Hinhören? Weghören?

Man kann jederzeit seine Ängste und Zweifel besiegen, seine Komfortzone verlassen und innerlich wachsen.

Es ist nie zu spät, etwas zu verändern, zu verlassen oder zu versuchen!

Unglücklich am Wohnort? In der Beziehung? Im Beruf?

Da sind immer Möglichkeiten. Nur sehen wir sie oftmals nicht. Da sind diese Stimmen, die uns den Blick manchmal verstellen. Und ganz ehrlich: Wer stürzt sich schon gerne in Veränderungen?

Hinhören oder Weghören? Was ist denn am besten?

Da gibt es kein Patentrezept, aber ein paar Tricks:


Im Kern ist da immer ein geradezu binärer Konflikt:

"Lassen oder tun?"

"Gehen oder bleiben?"

"Mehr oder weniger?"

Und so weiter.

Stellen Sie sich einmal vor, wie die Alternative aussehen könnte. Aber nicht einfach mal eben so. Sondern richtig intensiv mit möglichst vielen Details. Stellen Sie sich das Ganze ruhig vor, als würde es von Schauspielern dargestellt. Gehen Sie mit allen Ihren Sinnen in diese Vorstellung.

Und spüren Sie dann tief hinein.

Wie fühlt es sich an?

Wo sind Ängste? Befürchtungen?

Und wo ist Freude? Erleichterung? Glück?

Notieren Sie dies ruhig.

So erhalten Sie eine Struktur der möglichen Veränderung. Und zudem ein Bild der Möglichkeiten. Denken Sie in Ruhe alles bis zum Ende durch. Seien Sie ruhig mutig dabei!

Fühlt es sich immer noch wie eine gute Alternative an?

Dann überlegen Sie gleich den ersten Schritt, der bei der Umsetzung nötig wird. Und den zweiten. Dann gehen Sie los und setzen den ersten Schritt um.


Bei manchen Sätzen fühlt man sich wirklich schlecht. Hier kann es helfen, mit den Stimmen zu diskutieren. Stellen Sie eine innere Gegenrede auf!

Im Beispiel:

Die Stimme: "Andere bekommen das alles besser hin als du. Und auch viel mehr!"

Sie: "Ach ja? Ich kenne diese Anderen gar nicht. Ich wette, es gibt eine Menge Dinge, die sie auch nicht hinbekommen. Und darüber hinaus: Ich bin zufrieden mit mir und meiner Leistung!"

Meist ist es mit einer Gegenwehr nicht getan. Aber: Diese Diskussion lohnt sich.


Kleine Anmerkung:

Wenn man sich viel mit den Hintergründen seiner inneren Antwortgeber beschäftigt, dann bekommt man Übung darin, sie zu identifizieren. Man kennt ihre Natur und kann hinhören, ohne sich belastet, gedrängt oder entmutigt zu fühlen.

Dies ist ein längerer Prozess, der manchmal ein bisschen Hilfe von außen bedarf.

Aber: Es lohnt sich, ihn zu gehen.



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Was genau ist eigentlich die Komfortzone? Und wieso sollte man etwas derart gemütlich Klingendes überhaupt verlassen? Was ist denn außerhalb? Unkomfortables? Unsicheres? Am Ende noch Gefährliches? Wäre es da nicht schlauer zu bleiben, wo man ist? Die Komfortzone ist jener Bereich, in dem wir uns sicher fühlen. Alles um ums herum ist uns bekannt: Die Abläufe, die Systeme, unsere Rollen darin und auch die Grenzen. Sie sichern uns. Und sie begrenzen. Nach außen und eben auch nach innen. Wann haben Sie zuletzt etwas Neues gewagt? Ein Kleidungsstück eines ganz anderen Stils gekauft? Zum ersten Mal Achterbahn gefahren? Geheiratet? Ein Kind geboren, adoptiert oder zur Pflege angenommen? Eine Patchworkfamilie gegründet? Den Job gekündigt? Eine neue Ausbildung begonnen? Eine neue Kaffeesorte gekostet? Einen Sprung vom Turm in's Wasser gewagt? Nein gesagt? Hilfe angenommen? Diese Aufzählung zeigt bereits: Etwas Neues kann unterschiedlich groß, klein oder intensiv sein. Alle Beispiele bringen etwas mit sich, das uns ganz und gar nicht gefallen will: Ungewissheit. Und gerne auch Sorgen, Kosten, Schmerz, Konflikte, Einbußen, Selbstrücknahme ... Die Sicherheit - mit Sicherheit zweischneidig! Gerne leben wir Menschen in unserer sicheren kleinen Hütte, umgeben von einem sicheren Zäunchen. Im Kamin lodert ein warmes Feuer, wir sitzen in einem gemütlichen Sessel. Stellen Sie sich dies ruhig einmal genau so vor! Sie sitzen in diesem solide gebauten Häuschen. Vor dem Fenster weht ein leichter Herbstwind. Die Fenster sind benetzt von Nieselregen. Die Nachmittagssonne will sich durch die Wolken kämpfen. Ihre Füße strecken sich geradezu von selbst dem wärmenden Feuer entgegen. Ihr Rücken lehnt sich in das weiche Kissen. Ihre Hand spürt die Tasse mit heißem Kaffee oder Tee, die Sie halten. Ihr Tagwerk ist getan, die Ruhe wohlverdient. In den nächsten Tagen haben Sie frei. Sie atmen tief ein und mit einem Seufzer wieder aus. Herrlich. Und nun stellen Sie sich vor, es klopft jemand an Ihre Tür. Sie wissen, er möchte Ihnen erneut etwas anbieten: Sie sollen ihn doch unbedingt auf eine Überraschungsreise begleiten. Es soll an einen Strand gehen. Irgendwo auf der Welt. Getanzt soll dort werden - die Musik lebendig und rhythmisch sein. Es werden Drinks serviert werden und es stehen allerhand Besichtigungen auf dem Urlaubsprogramm. Ihr Besucher oder ihre Besucherin möchte unbedingt von Ihnen begleitet werden, weil er oder sie weiß, wie gut ihnen das tun wird. Wie fühlt es sich an, nun die Tasse abzustellen und aufzuspringen? Den Besuch hineinbitten, sich zu besprechen. Eine Liste anfertigen mit allem, das Sie mitnehmen wollen, Taschen packen, für Proviant sorgen, jemanden zum Blumen gießen organisieren ... Die wenigsten von uns rufen nun innerlich: "Endlich! Auf geht's!" Wieso eigentlich nicht? Weil wir lieber in den bleiben, was wir kennen. Und dabei ist es wirklich einerlei, ob dies aufregend oder langweilig ist. Ob es uns geistig oder emotional anregt oder eher anödet. Wir nehmen, was wir kennen und halten es fest wie der Drache seinen Schatz. Und da hockt dieses Wesen gern mal ein paar Hundert Jahre alleine in einer dunklen Höhle auf diesem Goldberg. Oder scheut keine Mühe, diesen auf unsensible Art zu verteidigen.
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